Homo futurus

Thesen

 

Die Theater-Trilogie thematisiert ein mögliches Zukunftsszenarium des Menschen im 21. Jahrhundert. Sie antizipiert Möglichkeiten der Gen-, Medizin- und Informationstechnologie der kommenden Jahrzehnte, nämlich

 

  • die genetische und anderweitige medizintechnische Aufrüstung des Menschen
  • die sich selbst replizierenden und sich selbst erweiternden Bewusstseinssysteme (Androiden, Morphoiden).

 

Der Stoff der Theater-Trilogie entspringt weder zustimmender Engagiertheit noch warnenden, moralisch-ethischen Motiven. Es sind frei assoziierende Ideen, die zu folgenden Thesen führen:

 

  • Menschen mit Zugriff auf technologische Errungenschaften werden aus persönlicher Hoffnung (z.B. Wunsch nach Lebensverlängerung und Krankheitsschutz) der 'Selbst-Evolution' zustimmen, dabei Krisen und Rückfälle in Kauf nehmen.
  • Die zu erwartenden Umwälzungen geschehen radikal und schnell, hinterlassen Gewinner und Verlierer. Nachholzeit für Letztere bleibt kaum, was persönliche wie gesellschaftspolitische Spannungen zeitigen wird.
  • Da bio- und informationstechnologische Veränderungen sowohl Beteiligte wie nicht beteiligte Personen treffen, stellen sich hohe Anforderungen an Expertensysteme, an gesellschaftliche Ethikdebatten und demokratische Entscheidungen. Nur direkte, nicht delegierte, demokratische Meinungsbildung wird allgemeinverträgliche Lösungen bringen.
  • Nivellierte Gesellschaften mit demokratischer Meinungsbildung und Handlungsbeschlüssen sind besser in der Lage, die Herausforderungen für alle Mitglieder befriedigend zu bewältigen.
  • Psychische Strukturen des Menschen entstanden aus seiner Stammes- und der Homininengeschichte und deren kulturellen Leistungen. Betreibt der moderne Mensch biologische wie informationstechnische Autoevolution, bearbeitet er parallel dazu das soziokulturelle Feld und greift unweigerlich in die sogenannte Psyche ein (siehe weiter unten). Der Zukunftsmensch wird anders 'ticken' als der Jetztmensch.
  • 'Der Neue Mensch' erfordert eine multiple Identitätsbildung des Individuums. Der Vorgang verläuft stetig, das heisst ohne Ende. Wer mag das ertragen? Mildernd wirkt vielleicht, kompensatorischen Halt in geistig-psychischen Beschäftigungen meditativer Art zu finden.
  • Spezialdisziplinen wie die Neuroethik oder 'Philosophie des Geistes' sind herausgefordert, eine prospektive statt reagierende Rolle einzunehmen. Späteres Menschsein erzwingt eine permanente Durchdringung ethischer Fragen im Alltag (z.B. wie das friedliche inner- wie zwischenartliche Zusammenleben oder die Koexistenz mit anderen intelligenten Systemen zu bewältigen sei).
  • Warum Entwicklung oder Wandel, wer oder was bewegt wen und wohin? Treibt ein menschenübergreifendes Agens voran, wofür zwar weder ein luzider Uhrmacher noch eine dunkle Macht bemüht werden muss? Der Mensch an der Schwelle der Selbstevolution mag sich als nahursächlicher Initiant fühlen. Letztursächlich treibt ihn vielleicht ein psycho-biologischer Imperativ an, das, was er als Willen erlebt, wollen zu müssen.