Homo futurus

 

TransHumanoiden und Neandertaler

 

Neandertaler und Jetztmensch

Der Neandertaler lebte in Europa und im Nahen Osten vor rund 200’000 bis etwa 25’000 Jahren. Er starb während der letzten Kälteperiode aus. Noch vor dem Kältemaximum der letzten Eiszeit drang Homo sapiens sapiens aus Afrika in verschiedenen Wellen nach Osten und Norden Europas vor und besetzte den bisherigen Lebensraum des Neandertalers. Neue Daten beweisen die Besiedlung von Südeuropa vor 45'000 Jahren, von England zwischen 41'000 bis 44'000 Jahren.

 

Welche Gründe dem Jetztmenschen Vorteile gegenüber dem Neandertaler verschafften, bleibt unklar. Man erwägt diskrete Selektionsvorteile. Die Populationsdichte des Jetztmenschen nahm vor rund 40'000 Jahren in Europa sprunghaft zu, die des Neandertalers ab. Genetische Gründe hierfür werden vermutet und manifestierten sich durch: Höheren Fortpflanzungserfolg, bessere Sozialstrukturen und fortgeschrittenere Jagdtechniken des Zuzügers gegenüber des Ansässigen; ebenfalls werden Vorteile für den Einwanderer wegen Klima-/Umweltveränderungen diskutiert.

 

Neandertaler im Jetztmenschen

Der Neandertaler war während mehreren zehntausend Jahren 'Zeitgenosse' des Jetztmenschen. Nach derzeitigem Kenntnisstand (2011) überlappten sich die gemeinsamen Habitate im Nahen Osten deutlich länger als in Europa. Unter Paläonto-Genetikern gilt als gesichert, dass sich Homo sapiens und Homo neanderthalensis im Nahen Osten zwischen 60'000 - 80'000 Jahren genetisch vermischten. In Europas gemeinsamen ökologischen Nischen zwischen 45'000 - 30'000 Jahren gibt es bis anhin keine gesicherten Daten bezüglich genetischer Vermischung. Es könnte sein, dass aus dem Nahen Osten nach Europa eingewanderte Menschen bereits Neandertalergene in sich trugen. Jetztmensch und Neandertaler scheinen sich eher gemieden zu haben als umgekehrt. Gemeinsame Habitate in Europa sind zwar belegt, nicht aber Direktkontakte durch Sex (Genvermischung).

 

Europäer und Asiaten tragen 2 - 3 % Neandertaler-Erbgut in sich, Afrikaner nicht. (Weil sich herausstellte, dass sich Afrikaner vor der Auswanderung nach Osten und Norden mit einem archaischen Homo vermischten, scheint Homo sapiens sapiens ein Hybrid zu sein).

 

Schicksal des Homo sapiens sapiens

Der Neandertaler ist im Kontext des Theaterstücks "TransHumanoiden" aber auch eine Metapher für die Zukunft des Jetztmenschen. Vor Jahrtausenden konkurrenzierten sich indirekt und/oder direkt zwei Menschenarten, von denen Homo neanderthalensis auf der Strecke blieb. Dasselbe Schicksal könnte Homo sapiens sapiens ereilen: Er wird Konkurrenz durch den gendesignten Zukunftsmenschen erhalten, d.h. vom Homo profectus vielleicht abgelöst oder in eine Lebensnische befördert werden.

 

Das Tal des Neander

Das Neandertal, ein Talabschnitt der Düssel bei Düsseldorf, ist seit dem 19. Jahrhundert nach dem Chorherrn Joachim Neander (1650–1680) benannt. Sein bekanntestes Kirchenlied ‚Lobet den Herren’ spricht in der letzten Strophe von „Abrahams Samen“. Christentum, Judentum wie Islam berufen sich auf Abraham als ihren Stammvater.

Joachim Neanders Tal, in dem er angeblich gerne zu spazieren pflegte, versinnbildlicht ein evolutionäres Drama: Der Jetztmensch setzte sich gegen verschiedene Mitkonkurrenten, zuletzt gegen den Neandertaler durch. In naher Zukunft entwickelt sich Homo sapiens ‚Samen’ (d.h. die Geschlechtszellen) wegen gentechnischer Eingriffe jedoch immer weiter. Metaphorisch gesehen: Abrahams Samen könnte sich für die Entwicklung des Zukunftsmenschen so sehr erübrigen, so dass 'Stammvater' durch 'Gendesigner' ersetzt werden darf.