Homo futurus
Theater-Trilogie
Ausgangspunkt der Theater-Trilogie ist die Frage nach der Zukunft des Menschen aus evolutionstheoretischer Sicht. Drei Stücke thematisieren ein mögliches Zukunftsszenarium ohne Absicht, eine Utopie oder Dystopie zu entwerfen.
Eingriff und Gestaltung
Aus evolutionärer Sicht ist der moderne Mensch (Homo sapiens) vorläufiges Endergebnis der Evolution. Könnte er nicht künstlich eingreifen, ginge seine biologische Veränderung gemäss den natürlichen evolutionären Mechanismen weiter.
Technische Kompetenzen befähigen den Menschen jedoch seit Ende des 20. Jahrhunderts, bewusst und gezielt in den Evolutionsprozess einzugreifen, ihn letztlich künstlich zu gestalten. Der sich beschleunigende technologische Fortschritt wird daher zu weitreichenden genetischen Selbstveränderungen führen (mittels Eingriff in die Genausstattung des Menschen).
Die Entwicklung bewusster, künstlicher Intelligenz (KI) wird aber auch umwerfende nichtbiologische Selbstveränderungen hervorbringen. Daher müsste, die Zukunft des Menschen betreffend, eher von technischer Revolution gesprochen werden statt von künstlicher Evolution.
Rote und weisse Technologie
Angesichts künftiger Möglichkeiten können drei Technologiefelder unterschieden werden:
Der Verlauf der Trilogie macht deutlich, dass die weisse Evolution wegen ihres Tempos und ihrer Effektivität der roten überlegen ist. Das heisst, die Zukunft des Menschen wird zunehmend mit weisser Technologie bewältigt werden und immer weniger mit roter Biotechnologie.
TransHumanoiden, Androiden und Morphoiden
Ausgehend vom Jetztmenschen und angesichts des roten und weissen Technologiefortschritts beschreibt die Trilogie drei Klassen intelligenter Wesen bzw. Systeme:
Die Menschen spalten sich in herkömmliche Menschen (Homo sapiens) und TransHumanoiden (technisch veränderte Menschen). Zwischen Jetztmenschen und TransHumanoiden existiert heute schon keine klare Trennlinie mehr, denn erstere greifen längst in ihre sogenannte Natürlichkeit ein (Beispiele: Hirnstimulanzien, Implantate, Prothesen, ästhetische Körperkorrekturen, Reproduktionsmedizin, Gentechnik).
Die Androiden sind bewusste, humanoide Roboter, die für sich das Recht reklamieren, Rechtssubjekte zu sein analog zu Menschen bzw. TransHumanoiden.
Die Morphoiden schliesslich sind bewusste, intelligente Systeme ohne feste Körperadresse: Sie sind den TransHumanoiden wie Androiden weit überlegen.
Nicht das Ergebnis, der Prozess
Die Theater-Trilogie lässt offen, welche konkreten Veränderungen die rote und weisse Technologie hervorbringen werden. Die Aus-
wirkungen auf die intelligenten Wesen und Systeme werden bloss
angedeutet. Ebenso bleibt vage, in welcher technisch designten
Welt diese intelligenten Wesen leben werden.
Die Theaterstücke beschreiben nicht das Prozessergebnis, sondern verfolgen den Moment des Beginns, der Wandlung.
Familie Willak zwischen 2040-2100
Der Familienclan Willak treibt seinen Werdegang voran anhand seiner Handlungen, Denk- und Gefühlsstrukturen, Konflikte und Veränderungen.
Motivation
Das 21. Jahrhundert wird vermutlich eine Epoche umfassender Änderungen auf dem Gebiet der roten und weissen Technologie werden. Die Prozesse mit ihrem Konflikt- und Gefahrenpotential könnten alle bisherigen Umwälzungen der Menschheit in den Schatten stellen. Kriegerische Ereignisse sind nicht auszuschliessen, z.B. wegen des Gefälles zwischen Gesellschaften (einerseits technisch veränderte Menschen und Gesellschaften, die mit KI ausgerüstet sind, anderseits davon Ausgeschlossene, weil sie freiwillig oder unfreiwillig keinen Zugang haben).
Es war mir Lust und Herausforderung, diesen frei assoziierten, künftigen Sachverhalt für die Bühne zu bearbeiten.