Homo futurus

 

Medizintechnische Selbstevolution

 

Reproduktionstechnik

  • Die In-Vitro-Fertilisation wird in wenigen Jahrzehnten die Regel sein, weil die menschliche Reproduktion dadurch ergebniskontrollierbarer wird. Die Entwicklung läuft hin zur vollständigen künstlichen Reproduktion (Ektogenese).
  • Künstlich produzierte Geschlechtszellen reifen nach der Vereinigung als Embryo in der künstlichen Gebärmutter heran. Mediziner experimentieren schon lange mit Embryos in der frühen Entwicklungsphase. Mehr als 15 Tage bilden zur Zeit eine ethische Grenze. Ehrgeizige Reproduktionstechniker werden hingegen der Ethikdebatte ausweichen und in Ländern mit freizügiger Reproduktionspraxis forschen.
  • Die menschliche Fortpflanzung ist heute schon kein natürlicher Vorgang mehr. Nach der stattgefundenen Etablierung der künstlichen Befruchtung wird die Embryonalentwicklung unter künstlichen Bedingungen die logische Fortsetzung bilden.
  • Reagenzglasbefruchtung von genmanipulierten Geschlechtszellen (Gendesign) und kontrollierte Fötalentwicklung in einer künstlichen Gebärmutter (Ektogenese) gibt dem Menschen künftig die Verfügungsmacht über das heranwachsende Leben, letztlich über seine Zukunft als Art (Spezies).

 

Gentechnik

Das 21. Jahrhundert revolutioniert die Gentechnik. Man unterscheidet zwischen dem somatischen Eingriff (z.B. Gentherapie am Individuum) und Keimbahneingriff (in den Geschlechtszellen vorgenommene Genveränderung, die weiter vererbt wird).

  • Der somatische Geneingriff am Individuum erfolgt aus medizinischer Indikation oder aus persönlichen Gründen (sog. Gendesign in der Lifestyle-Medizin). Schönheitsideale oder der Anspruch auf ein verlängertes Leben (genetisches Anti-Aging) lassen den Einzelnen zur somatischen Gentherapie greifen.
  •  Der Keimbahneingriff ist zur Zeit noch tabu, in wenigen Jahrzehnten jedoch Realität. Eine öffentliche Debatte darüber existiert anfangs des 21. Jahrhunderts nicht, wird aber mit Macht kommen. 1998 fand in den USA ein Symposium zum Gendesign statt. Man überlegte sich z.B. die „Genkassette“: Ein künstliches 24. Chromosom, welches Gene auf Abruf zum Ein- und Ausschalten bereit hält.
  • Keimbahneingriff bewirkt die Veränderung des menschlichen Genoms. Eine der Folgen könnte sein, dass die Erde des 21. Jahrhunderts zwei Arten beherbergen wird, Homo sapiens und TransHumanoiden.
  • Die verfügbaren Gen- und Reproduktionstechniken bringen einen dramatischen genetischen und damit gesellschaftlichen Wandel. Der Mensch schreibt ein neues Kapitel der Evolutionsgeschichte, die Selbstevolution, die in letzter Konsequenz eine neue Menschenart/neue Menschenarten generiert.
  • Dies führt zu Herausforderungen, welche das vorhandene gesellschaftliche Gefälle (wegen Ressourcenverknappung, Klimawandel, Kriegen, Hunger, Katastrophen usw.) weiter akzentuieren werden.